Archiv 2005 - 2001

08.10.2001

Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier zu den Militärschlägen in Afghanistan

Pressemitteilung: Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier zu den Militärschlägen in Afghanistan

  1. Am 7. Oktober 2001 haben die Vereinigten Staaten den militärischen Gegenschlag gegen die in Afghanistan vermuteten Urheber und Hintermänner der terroristischen Anschläge begonnen, die am 11. September größtes Leid über unschuldige Menschen gebracht haben. Wir glauben, dass der Staat in der unerlösten Welt "nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen" hat (Theologische Erklärung von Barmen 1934). In der Sorge um Recht und Frieden findet die Anwendung staatlicher Gewalt ihren Auftrag und ihre Grenzen. Es kann nicht um Vergeltung oder Rache gehen. Gewaltanwendung ist nur ein letztes Mittel.

  2. Wir wissen, dass Gewalt eskaliert, dass sie Leiden und Sterben Unschuldiger nach sich zieht. Zugleich wissen wir nicht, welche geheimen Informationen politisch Verantwortliche haben: Wir ahnen, dass gezielte Gerüchte, dass Propaganda, die auch desinformiert, die Wirklichkeit verzerren können.

  3. Verbrechen müssen bestraft werden. Die Aufgabe des christlichen Zeugnisses ist es aber nicht, politisch möglicherweise notwendige Aktionen religiös zu überhöhen. Wir werden im Gebet Menschen auf beiden Seiten des Konfliktes begleiten, die Klage über alle Opfer von Gewalt vor Gott tragen. Wir sehen, dass sich die Fragen nach Gerechtigkeit und Frieden, nach Hunger und Elend in der Welt in neuer Schärfe stellen. Zum Kampf gegen den Terror gehört der Einsatz für menschenwürdige Verhältnisse in den ärmsten Ländern der Welt. Ohne Gerechtigkeit wird es keinen Frieden geben.

  4. Der gegenwärtige Konflikt ist kein Krieg der Religionen und Kulturen. Wir sind um einen offenen Dialog mit dem Islam bemüht, werden alle Begegnungen und Gespräche weiter fördern und für ein Miteinander im Geist guter Nachbarschaft in unserer Gesellschaft eintreten. Uns verbindet viel. Trennendes verschweigen wir nicht.

  5. Wir werden vielfältig schuldig ? in unserem Tun, in unserem Lassen. Als Christen wissen wir, dass wir in aller Schuld auf Gottes Vergebung angewiesen sind.

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