Archiv 2005 - 2001

23.12.2003

„Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“

Pressemitteilung: Evangelische Kirche auf Fuerteventura

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Die Costa Calma, Badeparadies auf Fuerteventura.

„Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn!“ Jeden Sonntag dreimal erklingt dieser Kanon auf Fuerteventura im Gottesdienst: vormittags im Hotel „Faro Jandia“ an der Plaja Matorral, mittags in der katholischen Kirche „Emerita de San Miguel“ von Morro Jable und nachmittags im Gartencafé „El Jardin“ an der Costa Calma.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) entsendet für jeweils zehn Monate einen pensionierten Pfarrer nach Fuerteventura, der deutschsprachige konfessionsübergreifende Gottesdienste anbietet. Seit September 2003 sind Karl Bohnenkamp und Ehefrau Erika aus der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg auf der Insel. Der Dienst ist im Laufe der Zeit immer umfangreicher geworden. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten kommen mittlerweile auch Trauungen, Trauerfeiern und im Ort Morro Jable auf Wunsch deutscher Familien sogar kirchlicher Unterricht für ihre Kinder. Auch das Verlangen nach seelsorgerlichen Gesprächen und Anforderungen in der Notfallseelsorge nehmen zu. Im Einzelfall sind viele Kilometer zurück zu legen. Denn der „Tourismuspfarrer“ ist der einzige evangelische Seelsorger auf der etwa hundert Kilometer langen Insel.
Gut 90 Prozent der 50.000 Einwohner von Fuerteventura gehören der römisch-katholischen Kirche an. Doch die Zahl der deutschen Urlauber und „Residenten“, die auf der Insel ihren ersten oder zweiten Wohnsitz begründen, steigt ständig. Finanziert wird die Urlauberseelsorge durch das Kirchenamt der EKD, das insbesondere die Wohnung und den Kleinwagen stellt und die Reisekosten trägt. Die übrigen Sachkosten werden in der Regel mittels „Körbchenfinanzierung“ durch die Gottesdienstteilnehmer aufgebracht: Sie legen ihr Scherflein in ein bereitgestelltes Körbchen. Einen Kirchenvorstand gibt es nicht, doch einen ehrenamtlichen Beraterkreis, der sich unter der Leitung des Pfarrers aus Residenten zusammensetzt. Dieses Team wird von ebenfalls ehrenamtlich mitwirkenden Urlauberinnen und Urlaubern nach Kräften unterstützt.
Für einen Urlauber, der es gewohnt ist, die erwartete Ankunft des Herrn im Advent in einer festlich mit Kerzen und Tannenzweigen geschmückten Kirche unter evangelischen Christen zu begehen, ist das schon ein besonderes Erlebnis: Man geht in sommerlicher Kleidung zum Gottesdienst. Der Weg an Palmen entlang erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem. Andere Leute gehen zum Baden ans Meer. Wiederum andere zieht es in das Gartencafé „El Jardin“, in dem der Gottesdienstraum offen abgeteilt ist. Die Geräusche sind ungewohnt, man ist in einem öffentlichen Lokal. Ein Gartentisch dient als Altar. Er ist liebevoll mit Grün oder Blumen geschmückt, Kruzifx und Kerzen stehen neben der Bibel. Der spanische Eigentümer des Gartencafés stellt den Raum für den Gottesdienst gerne unentgeltlich zur Verfügung.
An diesem Sonntag im Advent zählt die Gemeinde rund 70 Menschen unterschiedlicher Konfessionen. Sie erleben den Gottesdienst intensiv mit: Das liegt an der einladenden und kommunikativen Art des Tourismuspfarrers, doch auch an dem besonderen Gottesdienstraum.
Die Besucherzahlen wachsen ständig. Das mag in der Advents- und Weihnachtszeit mit der Mentalität der deutschen Urlauber und Residenten zusammen hängen. Doch ein Grund ist sicher auch das Bemühen des Pfarrerehepaars Bohnenkamp, in den Hotels und Cafés sowie auf den Straßen auf das kirchliche Angebot aufmerksam zu machen. Einmal im Monat lädt das Tourismuspfarramt zu einem „Treffma(h)l“ ein, das in einer Finka in den Bergen über dem kleinen Ort La Pared an der Westküste stattfindet. Das ist ein zwangloses gesellschaftliches Beisammensein. Die Teilnehmer bringen Getränke und Essen mit. Das Treffen dient dem Kennenlernen, es werden biblische Erzählungen und andere Geschichten vorgetragen, kräftiger Gesang aus der „Mundorgel“ gehört dazu.
Für die Deutschen auf der Kanareninsel ist das Angebot der EKD eine Bereicherung. Es wird viel gebaut, und deshalb wird die Zahl der Urlauber und Residenten weiter zunehmen. Die Urlauberseelsorge auf Fuerteventura könnte je länger je mehr zum Inselleben gehören. Dazu gehört seit eh und je die Sonne, und deshalb wird es wohl auch in Zukunft so bleiben, dass der Kanon „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang...“ auf Fuerteventura sonntags zum Lobe Gottes gesungen wird. Das Licht und die Wärme dieser Insel tun dem Körper gut und helfen vielleicht gesund zu werden. Die Gottesdienste dieser Insel wärmen die Seelen und helfen vielleicht sie zu heilen. Beides gehört zusammen: Denn was würde es dem Menschen helfen, wenn er im Gesicht einen braunen Teint bekäme, aber seine Seele im Schatten verharren müsste.

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