Archiv 2005 - 2001

18.10.2004

Fremdheit überwinden

Pressemitteilung: Lebhafte Diskussion zum islamisch-christlichen Dialog in der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche

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v.l. Sahar El Shamsy, Öffentlichkeitsreferentin des islamischen Zentrums Bielefeld und Gerhard Duncker, Kirchenrat der Ev. Kirche von Westfalen waren zu Gast bei Pastorin Bettina Hanke- Postma in der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche.

Gerhard Duncker kennt sich aus im Islam. Neun Jahre lang war er Auslandspfarrer in der Türkei mit Dienstsitz in Istanbul. Offen redet er über das, was er sich wünscht von einem gemeinsamen Leben zwischen Muslimen und Christen in Deutschland. Zum Beispiel, dass die Moscheen in Deutschland die Möglichkeit bekommen, mehr ins Zentrum zu rücken, raus aus den Hinterhöfen und Gewerbegebieten: „Ich erwarte aber auch von den Muslimen ein Stück Rücksicht, dass sie sich einfädeln in unsere Kultur, sie brauchen dafür nichts eigenes aufzugeben.“ Gemeinsam in Deutschland die Gesellschaft gestalten in einem offenen Dialog, das fordert der Kirchenrat offensiv ein: „Ich suche nach Menschen in den muslimischen Verbänden, die bereit sind, sich für diesen Dialog mit einzusetzen. Ich erwarte, dass sie sich einbringen und mitgestalten unter dem Dach des Grundgesetzes.“ Man müsse auch über das Gewaltproblem reden können, darüber, dass die Selbstmordattentäter zum Beispiel im Irak oder in Israel sich auf den Islam berufen. Es reiche ihm nicht, dass Muslime in Deutschland sagen: damit haben wir nichts zu tun. „Ich bitte um sichtbare Zeichen der Solidarität und wünsche mir vor allem von den Verbänden klare Aussagen, dass sie sich eindeutig distanzieren von Dingen, die nicht mit dem Grundgesetz kompatibel sind.“ Sahar El Shamsy stimmt zu: „Man kann den muslimischen Verbänden vorwerfen, dass sie in dieser Hinsicht zu wenig handeln.“ Die Ägypterin ist mit sieben Jahren nach Deutschland gekommen, lebt seit mehr als 30 Jahren hier. Die christliche Religion ist ihr vertraut: „Ich bin mit Weihnachten und Ostern aufgewachsen, diese Feste sind etwas selbstverständliches für mich.“ Die Öffentlichkeitsreferentin des Islamischen Zentrums Bielefeld trägt Kopftuch. Ob das Kopftuch vom Koran gefordert wird, möchte ein Besucher der Abendveranstaltung wissen. „Das Kopftuch gehört nicht zu den fünf Säulen des Korans. Die fünf Säulen sind das Glaubensbekenntnis, das fünfmalige Beten am Tag, das Fasten, die Pilgerfahrt und das Almosengeben“, erklärt El Shamsy. Es gebe aber einen Vers im Koran, in dem den Frauen das Tagen eines losen Übergewandes empfohlen werde, damit sie als ehrbar erkannt und nicht belästigt werden. „Ich trage Kopftuch, aber das ist nicht das Zentrum meines Glaubens.“ Sahar El Shamsy wirbt ebenso wie Gerhard Duncker für den Dialog. Beiden ist dabei wichtig, dass Christen und Muslime wissen müssen, worüber sie sprechen. El Shamsy: „Wenn ich in den Dialog gehe, muss ich über meine eigene Religion Bescheid wissen. Ich muss auch kritisch und distanziert damit umgehen können.“ Gerhard Duncker richtet zum Abschluss einen Appell an die Besucher des Abends in der Theologischen Bibliothek: „Wir haben soviel gemeinsam zu tun in unserer Gesellschaft, z.B. für die Jugend oder für neue Arbeitsplätze, wir sollten gemeinsam ein gutes Beispiel abgeben.“

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