Archiv 2005 - 2001

18.04.2005

Bibel in gerechter Sprache

Pressemitteilung: Bibel in gerechter Sprache Die Offenbarung des Johannes in neuer Übersetzung

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Monika Korbach (Frauenarbeit Lippische Landeskirche), Pastorin Bettina Hanke-Postma und Bibliothekarin Ute Lanta (von links) konnten in der Theologischen Bibliothek Prof. Dr. Martin Leutzsch (2.v.l.) vom Projekt „Bibel in gerechter Sprache“ begrüßen.

Eingeladen hatten Pastorin Bettina Hanke-Postma und Bibliothekarin Ute Lanta von der Theologischen Bibliothek gemeinsam mit Monika Korbach von der Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche. Die Frauenarbeit unterstützt das Projekt „Bibel in gerechter Sprache“ finanziell.
Zwei Ziele hat diese Neuübersetzung, die seit 2001 in Arbeit ist, erklärt Prof. Leutzsch: „Zum einen geht es um Gerechtigkeit gegenüber dem Judentum, zum anderen um Gerechtigkeit gegenüber den Geschlechtern.“ Diskriminierende Formulierungen sollen überwunden werden und die Texte so verständlich wie möglich sein.
Leutzsch selbst arbeitet an der Übersetzung der Offenbarung des Johannes. Bei ihm wird aus der „Sohn“ das „Kind“, aus der „Vater“ der „Ursprung“ oder auch aus Engeln die „Botenwesen“. Deutlich wird: die Neuübersetzung der Bibel, an der rund 50 Übersetzer und Übersetzerinnen aus dem deutschsprachigen Raum arbeiten, ist ein mühsames Geschäft zwischen Ursprungstext, Interpretationen, patriarchalischen und heutigen Sichtweisen. So gibt es in manchen Büchern der Bibel eine patriarchalische Schreibweise, die aber sachlich aufgelöst werden kann, erklärt Leutzsch. „Wenn vom Volk Gottes die Rede ist, dann kann ich sachlich begründen, damit sind Männer und Frauen, Priester und Priesterinnen gemeint.“ An anderen Stellen wird es schwieriger. So scheint der Johannes, der die Offenbarung geschrieben hat, ein etwas merkwürdiges Bild von Frauen gehabt zu haben: „Es gibt zwei Frauenbilder in der Offenbarung, die der Hure und die der Heiligen. Dazwischen gibt es nichts.“ Entscheidungen stehen an: ignoriert man den Ursprungstext und wählt eine Versachlichung der Sprache oder bleibt man beim männerzentrierten Ursprungstext und gibt Erklärungen im Anhang? Prof. Martin Leutzsch macht klar: „Jede Übersetzung ist eine Interpretation und nicht für die Ewigkeit.“ Es gebe immer auch blinde Flecken. „Auch Luther war mit seinem Produkt nie so zufrieden, dass er es endgültig aus der Hand gegeben hätte. Ein Team seiner Mitarbeiter hat ständig daran weitergearbeitet. Das würden wir uns auch wünschen.“ Der Wissenschaftler schmunzelt: „Am liebsten würde ich, wenn die Neuübersetzung fertig ist, hintendrauf schreiben: haltbar bis 2020.“ Die Veröffentlichung des Projektes ist für Ende 2006 geplant.

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