Archiv 2005 - 2001

17.11.2005

Gewaltfrei für den Frieden streiten

Pressemitteilung: Gewaltfrei für den Frieden streiten Zivile Friedensarbeiter berichten aus Mexiko und Kroatien

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Landespfarrerin Dr. Gesine von Kloeden-Freudenberg leitete das Podiumsgespräch mit den beiden Friedensarbeitern Michele Parente und Heike Kammer.

Welche Aufgaben ein ziviler Friedensdienst in der mexikanischen Unruheprovinz Chiapas zu meistern hat, schilderte Heike Kammer, Mitarbeiterin der Peace Brigades International (Internationale Friedensbrigaden) und des Evangelischen Entwicklungsdienstes. Die Erfahrungsberichte der beiden Friedensarbeiter und das Gespräch mit dem Publikum moderierte Dr. Gesine von Kloeden-Freudenberg, Landespfarrerin für Ökumene und Mission. Die anschauliche Darstellung konkreter Einsätze von zivilen Friedensfachkräften war Teil des Begleitprogramms der in Detmold gezeigten Ausstellung „Frieden braucht Fachleute – Alternativen zur Gewalt“.
Als Michele Parente im Jahr 1997 in der kriegszerstörten Stadt Benkovac unweit der Adriaküste ankam, war es seine Aufgabe, 800 Serben mit 19.000 Kroaten nach einem erbittert geführten Krieg zu versöhnen. Offiziell herrschte zu jener Zeit wieder Frieden zwischen Kroaten und Serben, aber der normale Alltag war noch längst nicht wieder zurückgekehrt in die Stadt, aus der wenige Jahre zuvor mehr als 15.000 serbischstämmige Menschen vertrieben worden waren. Sich um die zurückkehrenden Flüchtlinge zu kümmern und ihnen den Weg zu den internationalen Hilfsorganisation zu ebnen, war eine von Parentes Aufgaben; eine andere, durch moderierte Gespräche und konfliktschlichtende Aussprachen zu einer misstrauensfreien Nachbarschaft zwischen Serben und Kroaten beizutragen. Beide Volksgruppen seien vom Krieg traumatisiert worden, berichtete der pax-christi-Mitarbeiter: „Ich habe mich bemüht, den Menschen vor Ort zu vermitteln, dass ich mit ihnen bin, ohne die anderen auszuschließen, mit denen ich auch war.“
Heike Kammer, die seit 1987 in verschiedenen Ländern Mittelamerikas arbeitet, berichtete von ihrem Friedensdienst im Bundesstaat Chiapas im Süden Mexikos. Dort hatten sich 1994 einheimische Aufständische (Zapatisten) gegen die mexikanische Zentralregierung erhoben. Die Regierung reagierte mit der Verlegung von Militär nach Chiapas und ist dort seitdem in einen „Krieg niedriger Intensität“ verwickelt. Die Folgen dieses Krieges sind: Militärpräsenz, Hinterhalte, Gerüchte, Ängste sowie ein tief zerstörtes soziales Gefüge mit Alkoholmissbrauch und prostitutionsähnlichen Erscheinungen. Die Mitarbeiter der Peace Brigades International setzen darauf, die Fähigkeiten der lokalen Akteure zum Aufbau des Friedens zu stärken, berichtete Heike Kammer: „Wir wollen den Freiraum schaffen für die Menschen, damit sie sich selbst gewaltfrei für den Frieden einsetzen können.“ Um friedliche Proteste zu ermöglichen, begleitet Kammer Einheimische bei Demonstrationen und bei Wahlen auf dem Weg zum Wahllokal. Sie vermittelt Gespräche zwischen Behörden und Bevölkerung. Grenzen ihrer Möglichkeiten sieht die Friedensfachfrau dort, wo direkte Gewalt durch strukturelle Gewalt ausgelöst wird, wenn zum Beispiel großer Reichtum einerseits aus extremer Armut andererseits resultiert: „An dieser strukturellen Gewalt können wir als zivile Friedensarbeiter wenig bis nichts ändern, aber wir können die Folgen mildern, indem wir uns einsetzen für eine friedliche Verwirklichung wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit auf Basis der Menschenrechte.“ Bild: Landespfarrerin Dr. Gesine von Kloeden-Freudenberg leitete das Podiumsgespräch mit den beiden Friedensarbeitern Michele Parente und Heike Kammer.

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