Archiv 2005 - 2001

04.03.2002

Wege aus der Gewaltspirale

Pressemitteilung: 50 lippische Kirchengemeinden feierten einen ökumenischen Gottesdienst zum Weltgebetstag

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Rumänisch-orthodoxe Ikonen schmückten am Weltgebetstag den Altar der Kirche St. Stephanus in Detmold-Hiddesen.

In die katholische Kirche St. Stephanus in Detmold-Hiddesen lud eine Gruppe von Frauen aus den drei örtlichen Kirchengemeinden zum ökumenischen Gottesdienst ein. Zur Begrüßung gab es nach rumänischer Tradition ein Stück Brot und Salz. Auf dem Altar standen zahlreichen orthodoxe Ikonen und eine Schüssel mit Wasser, das an die Taufe erinnern soll. „Eine Ikone“, so Brigitte Grosche vom Vorbereitungskreis, „ist Gottes Wort in einem Bild festgehalten.“ Um einen kleinen Eindruck von Rumänien zu bekommen, wurden rumänische Musik und Bilder des Alltags präsentiert. „Dieser Gottesdienst geht um die Welt. 24 Stunden lang wird überall mit der gleichen Liturgie gefeiert“, so Pastorin Juliane Arndt von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hiddesen.
Die rumänischen Verhältnisse führte die Lehrerin Hedwig Matei, die aus Rumänien angereist war, den Gottesdienstbesucherinnen vor Augen. Sie hat bis vor kurzem als Lehrerin Sintana gearbeitet. Zu den Roma in dieser westromänischen Kleinstadt unterhält die reformierte Gemeinde Hiddesen eine partnerschaftliche Beziehung.
Rumänien ist ein sehr armes Land, das noch schwer an dem Umbruch von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft leidet. Wie so oft sind es die Armen einer Gesellschaft, die ganz besonders von den schwierigen Umständen geplagt sind. Dazu gehören oft auch Frauen und Kinder. Hedwig Matei berichtete von rumänischen Frauen, die durch Kindererziehung, Berufstätigkeit und die Pflege von alten oder kranken Familenangehörigen oft doppelt und dreifach belastet sind. Arbeitstage von 16 Stunden seien für Frauen keine Seltenheit. „Gerade die Lage von kinderreichen Familien ist sehr kritisch“, sagte die Lehrerin. Es gab es aber auch Erfreuliches zu berichten, wie zum Beispiel das gute Nebeneinander und Miteinander der verschiedenen Volksgruppen in Rumänien.
Im Gottesdienst stand die biblische Gestalt der Abigail im Mittelpunkt. Nach der alttestamentliche Überlieferung besänftigte sie mit Essen und guten Worten den aufgebrachten David mit vielen Soldaten und sicherte so den Frieden. Eigentlich ohnmächtig und auch nicht schuld an dem Zorn Davids, stellte sie sich den kriegsbereiten Kämpfern in den Weg und rief zur Versöhnung auf. Die Geschichte soll Frauen auf der ganzen Welt Mut machen, für Versöhnung und gegen Gewalt einzutreten. „Gott hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen“: Dieser Auftrag der Bibel wurde im Gottesdienst mehrfach unterstrichen.
Versöhnen will auch Hedwig Matei. Sie sprach am Weltgebetstag in drei Detmolder Kirchen, um ihr Land vorzustellen. Denn wo man sich untereinander kennt und wo Vertrauen herrscht, haben es Streit und Gewalt schwer. Oft beginnt die Spirale der Gewalt mit Unwissenheit und Unkenntnis: Das hat dieser Gottesdienst deutlich gezeigt.

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