Archiv 2005 - 2001

14.02.2003

Laurien Ntezimana: Gefühl, Gewissen und Verstand

Pressemitteilung: Laurien Ntezimana: Gefühle, Gewissen und Verstand. Theologe aus Runanda predigte in einem ökumenischen Friedensgottesdienst in Hiddesen

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Laurien Ntezimana und Frieda Weßler vom Arbeitskreis „Detmolder Bekenntnis“, die als Dolmetscherin aus dem Französischen fungierte.

Der Arbeitskreis „Detmolder Bekenntnis“ hatte dazu eingeladen. Ntezimana erhält am 23. Februar den Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen. Die nach einem antifaschistischen Widerstandskämpfer benannte Auszeichnung wird für politischen Mut und Aufrichtigkeit verliehen.
Zur Erinnerung: 1994 wurde das afrikanische Land Ruanda vom gegenseitigen Völkermord der Hutu und Tutsi erschüttert. Ein ökumenischer Bibelkreis in Hiddesen verfolgte die Geschehnisse und nahm Kontakt zu einem ruandischen Arzt auf, der nach seinem Studium in Paderborn vorerst nicht in die Heimat zurückkehren konnte. Er wollte etwas für den Frieden in seinem Land tun, indem er Landsleute zusammenführte, die in Europa lebten, und mit ihnen einen geistlichen Weg der Versöhnung begann. So trafen im Dezember 1996 in Hiddesen vierundzwanzig Personen aus Ruanda – Hutu und Tutsi – und Europa zusammen. Sie teilten einander erlittenes Leid mit und baten gegenseitig um Vergebung: das „Detmolder Bekenntnis“. Dieser Kreis ist in Verbindung geblieben. Er trifft sich monatlich und arbeitet ökumenisch auf zwei Ebenen. Einmal begleiten sie Menschen in Ruanda: zum Beispiel Kinderhaushalte, wo beide Eltern ermordet sind, und andere Projekte. Außerdem teilen sie ihre Erfahrungen in der Versöhnungsarbeit anderen mit, zum Beispiel durch eine Pantomime.
Und was ist parallel dazu in Ruanda geschehen? Laurien Ntezimana erzählte davon: Er und Gleichgesinnte, in seinem Land zumeist Katholiken, bemühten sich weiter um Versöhnung. Sie fragten sich: Wie konnte es in einem zu 70 Prozent christlichen Land zu einem Völkermord kommen? Eine der Antworten lautete: Die willenlose Nachfolge der Menschen, wenn sie einen Befehl bekamen, war ein wichtiger Grund. Als Ruanda noch ein Königreich war, mussten sie sich dem König unterwerfen. Dann kamen die Kolonisatoren, und auch sie forderten bedingungslosen Gehorsam. Der Einfluss der Kirche ging in dieselbe Richtung.
Ntezimanas Analyse und zukunftsgerichtete Arbeit verstand die Regierung des Landes als Gefährdung der inneren Sicherheit, als Aufruf zur Revolution, und setzte ihn hinter Gitter. Seine Familie suchte und fand Asyl in Belgien. Amnesty International und anderen gelang es, dem Afrikaner die Freiheit zu erwirken.

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