Guyana – Land vieler Wasser

Vorbereitung auf den ökumenischen Weltgebetstag am 7. März

Das Einladungsplakat zum Weltgebetstag zeigt Frauen aus Guyana mit selbstgebauten Solarlampen, um abends und bei Stromausfällen lernen zu können. Maria Beineke-Koch, Barbara Wiedemeyer und Annette Wolf (von links) laden ein, am Weltgebetstag mehr von Guyana und den Menschen dort zu erfahren.

Kreis Lippe/Detmold. Der Weltgebetstag am 7. März 2008 rückt mit dem südamerikanischen Guyana ein Land in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, über das hierzulande wenig bekannt ist. Um die Wissenslücke zu schließen, hatte die Evangelische Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche am Montag, 26. November, ins Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Detmold eingeladen. Barbara Wiedemeyer informierte dort Frauen aus ganz Lippe über das „Land vieler Wasser“, wie die deutsche Übersetzung des indigenen Wortes „Guyana“ lautet.

Barbara Wiedemeyer beschrieb Guyana als den „einzigen karibischen Staat, der auf dem südamerikanischen Festland liegt.“ Flächenmäßig mit Großbritannien vergleichbar leben in Guyana nur 750.000 Einwohner - 90 Prozent davon in der Küstenebene, der Rest in dem zu 80 Prozent mit tropischem Regenwald bedeckten Land. Der Urwald beherbergt eine große Vielfalt von Tieren und Pflanzen, wird aber wegen seines Holzreichtums als Rohstoffquelle für den Export von Bau-, Brenn- und Möbelholz nach Asien zunehmend wirtschaftlich genutzt.

Die Kolonialmächte Spanien, Niederlande und Großbritannien herrschten seit 1500 abwechselnd über das Gebiet des heutige Guyana. Ab 1620 wurden Menschen aus Afrika zur Sklavenarbeit auf Zuckerrohrplantagen ins Land geholt. Die indigene Ursprungsbevölkerung, die sich heute Amerindians nennt, wurde ins Landesinnere vertrieben. 1831 wurde Guyana britische Kolonie. Unter britischer Herrschaft wurde die einheimische Bevölkerung durch die massiv geförderte Einwanderung von Landarbeitern aus Indien zum Reisanbau und durch Krankheiten sowie Verdrängungsprozesse auf eine Minderheit reduziert.

In dem seit 1966 unabhängigen Karibikstaat stellen mit etwa 50 Prozent die Indo-Guyaner die Mehrheit der Bevölkerung. Afro-Guyaner sind mit 30 Prozent, Mischlinge mit 10 Prozent, indigene Völker mit 9 Prozent sowie Europäer und Chinesen mit weniger als einem Prozent vertreten.

Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehört dem christlichen Glauben an, ein Drittel sind Hindus, zehn Prozent Muslime und sieben Prozent Gläubige der Bahai-Religion. Teile der indigenen Völker leben ihre Ursprungsreligion.

Guyana ist eine Demokratie. Die Regierung bemüht sich um soziale Sicherheit mit einer Altersversorgung, unterstützt alte und behinderte Menschen sowie notleidende Kinder. Durch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens wurde die Malaria ausgerottet. Allerdings lässt die staatliche medizinische Versorgung vor allem in den ländlichen und abgelegenen Regionen sehr zu wünschen übrig. Es gibt nur wenige Krankenhäuser. Die Ärzte hier müssen privat bezahlt werden.

Zurzeit ist Guyana ein Entwicklungsland und zählt zu den ärmsten Ländern Südamerikas. Das Land trägt noch an den Folgen der in den 1980er Jahren massiv betriebenen Planwirtschaft und Verstaatlichung. Das Pro-Kopf-Einkommen pro Tag liegt knapp über 1,50 Euro. Zwar gibt es reiche Rohstoffvorkommen wie Diamanten und Gold, die Rechte daran werden aber vorwiegend an ausländische Investoren vergeben.

Neben der allgemeinen Armut und Aids zählen Frauenhandel und Gewalt gegen Frauen zu den sozialen Hauptproblemen in Guyana. Nach Schätzungen ist jede dritte Frau Opfer häuslicher Gewalt - nicht selten mit Todesfolge. Auch die ökonomische Situation vieler Frauen verschlechtert sich. Sie arbeiten für einen geringen Lohn als Hausangestellte oder leisten Hilfsarbeit. Die Zahl der Frauen, die alleine für eine Familie sorgen, nimmt zu.

Der Weltgebetstag steht unter dem Leitwort „Gottes Weisheit schenkt neues Verstehen“. Um den jetzigen Länderinformationsabend zu vertiefen und die Gottesdienstordnung für den 7. März zu erläutern, werden die in der Landeskirche für Frauenarbeit zuständige Pfarrerin Annette Wolf und die Religionspädagogin Maria Beineke-Koch von der katholischen Kirche im Januar zu drei weiteren Guyana-Veranstaltungen einladen.

30.11.2007